Freitag, 4. März 2016

von Stachelattacken auf reißenden Bächen, Vulkanlandschaften und einem Weihnachtsfest weit weg von Zuhause!

Nachdem wir Mount Taranaki erfolgreich hinter uns gebracht haben, fuhr Jörn uns noch Richtung Turangi, von wo aus wir vorhatten, dass Tongariro Crossing hinter uns zu bringen. Das Crossing zählt laut einigen anerkannten Reisezeitschriften zu den 10 schönsten eintägigen Wanderungen der Welt und dementsprechend waren unsere Erwartungen auch ziemlich hoch. Tatsächlich hat das Crossing aber alle Erwartungen noch übertroffen und ist ein absolutes Highlight der Neuseeländischen Nordinsel.

Wir kamen am Abends, nachdem wir Mount Taranaki bestiegen hatten in Turangi an und hatten uns dort in das Extreme Backpackers eingebucht, welches uns von einigen anderen Backpackern empfohlen wurde. Nach der anstrengenden Wanderung schliefen wir wie Tote und waren unglaublich glücklich darüber ein Bett zu haben, statt des kalten Zeltbodens der vorheringen Nacht. Manchmal kann man doch noch von in Europa als Standard angesehen Sachen unglaublich erfreut werden. 
Am nächsten Morgen verließ Jörn uns dann auch wieder und Pia, Jonah und ich waren auf uns alleine gestellt. An diesem Tag entschieden wir uns alles etwas ruhiger angehen zu lassen und keine Wanderung zu machen. Stattdessen gingen wir in die i-Site und buchten eine Kayak-Fahrt auf dem Turangi River. Diese Kayak Fahrt war im Endeffekt dann doch nicht so entspannend, wie wir sie erwartet haben, beziehungsweise wie ich sie erwartet habe. Alles in allem war sie ganz witzig, aber Pia und Ich in einem Kayak war irgendwie eine recht schlechte Kombination. Man sollte denken, dass es als Pärchen eigentlich einfacher sein sollte, weil man sich ja ohne Worte versteht undso, aber leider Gottes war das beim Kayak Fahren nicht der Fall. Jegliche Dornen, Stachel und alles restliche schmerzhafte Zeug das in der Nähe des Flusses angesiedelt war, bewegte sich innerhalb kürzester Zeit aufgrund einiger unkontrollierten Fehlsteuerungen unsererseits in Richtung unseres Kayaks, beziehungsweise meines Gesichts. Nach der Hälfte der Kayak Fahrt war ich mehr durchlöchert, als rund drei viertel aller Käsesorten die es in deutschen Supermärkten gibt und meine Schwimmweste war blutüberströmt. Im Nachhinein kann ich glücklich sein, dass es in diesen Gewässern keine Haie oder Piranhas gegeben hat! Glücklicherweise kann ich im Nachhinein sagen, dass Pias und meine Beziehung auch diese Odyssee überstanden hat und wir nicht allzu große Verluste zu vermelden hatten - lediglich eine Sonnenbrille und ein Paar Wunden an meinem rechten Ohr waren bei diesem Untergefangen in Mitleidenschaft gezogen worden. Jonah, welcher sich die ganze Zeit alleine in einem wendigen Einerkayak befand, amüsierte sich natürlich die ganze Zeit genüsslich und man konnte ihm es auch irgendwie nicht böse nehmen, so möchte ich gar nicht erst wissen, wie unglaublich idiotisch Pia und ich auf diesem Kayak aussahen. 
Das Kayakfahren, das eigentlich etwas erholsam sein sollte, war dementsprechend weniger erholsam, aber auf jeden Fall ein Abenteuer!

Am nächsten Tag ging es dann mit einem Shuttle zum Anfang des Crossings und wir machten uns zu unserer nächsten großen Wanderung auf. Jeder der in Neuseeland Backpacker ist hat hundertprozentig schon mit jemandem gesprochen, welcher das Crossing hinter sich gebracht hat und hat von diesem bestimmt einige Einschätzungen des Crossings bekommen. Es erstreckt sich über rund 19km mit rund 1300 Höhenmetern im Tongariro Nationalpark und man durchquert einige aktive Vulkankrater und kriegt unglaubliche Aussichten geboten. So in etwa waren also auch unsere Vorstellungen, als wir uns daran machten den Anstieg zu bewältigen, welcher recht anstrengend, aber bei weitem nicht so heftig wie Taranaki war (auch wenn die Anstrengungen der letzten Tage noch bei uns allen in den Knochen hingen). Das erste Stück war recht schön, aber für neuseeländische Verhältnisse (welche weit über den sonstigen Verhältnissen liegen) recht durchschnittlich. Absolutes Highlight des ersten Anstieges war es den Schicksalsberg zu erblicken! Ja genau, damit meine ich den Schicksalsberg aus Herr der Ringe welche im echten Leben Mount Ngauruhoe heißt und natürlich nicht feuerspuckend über Mordor thront. Naja, also irgendwie thront er schon über Mordor, beziehungsweise über der Landschaft, welche durch etwas Nachbearbeitung zu dem Mordor wurde, welches in Herr der Ringe benutzt wurde. Man kann aber ohne Zweifel erkennen, dass dieser Berg als Schicksalsberg diente und ich denke jeder Herr der Ringe Fan wird mir da zustimmen. 
Nach dem ersten Anstieg erstreckte sich vor uns ein dampfender Vulkankrater, der leichten Schwefelgeruch versprühte und einen außergewöhnlichen Anblick bot. Ich persönlich hatte sowas noch nie in meinem Leben gesehen und ich kann eindeutig sagen, dass es absolut beeindruckend war. Und diese Vulkanlandschaft sollte uns noch einige Zeit der Wanderung begleiten und dementsprechend viel Zeit verbrachten wir damit, die Landschaft zu fotografieren oder einfach nur zu genießen. Man kann die Landschaft nicht einmal wirklich beschreiben, alles was ich machen kann, ist euch die Bilder zu zeigen und ihr schaut sie euch an. Wirklich fassen kann man es aber glaube ich erst, wenn man es mit den eigenen Augen gesehen hat. 
Nachdem man aus dem Krater weiter hoch wandert, einen zweiten Anstieg hinauf, hat man eine unglaubliche Aussicht hinaus auf die Desert Road, welche sich von Tongariro aus nach Süden erstreckt, und wie der Name schon sagt eine wüstenähnliche Szenerie bietet. Über allen Aussichten thront weiterhin Mount Doom, der Schicksalsberg. Die Wolken haben übrigens meiner Meinung nach eine außerordentlich stark an Mordor erinnernde Stimmung vermittelt, wenn auch der blaue Himmel etwas stört und natürlich die Rauchschwaden und das in alle Richtungen schießende Magma etwas fehlt, aber man sollte ja auch nicht zu viel erwarten. :D 
Nach dem Anstieg auf den höchsten Punkt des Crossings konnte man auf der anderen Seite des unfassbar großen Vulkankraters einige Vulkanseen erblicken, heraus sticht hierbei Lake Emerald, der größte der vorzufindenden Kraterseen. Die Seen haben unglaubliche Farben und an ihren Ufern ist Schwefelgestein zu finden, welches einen für Schwefel typischen tiefen Gelbton hat. 
Zwischen diesen Seen wandert man einige Zeit herum und immer wieder bieten sich atemberaubende Blicke über das Crossing und die umgebenden Landschaften, bis man zu einem weiteren Anstieg kommt, von dessen Spitze man einen genialen Blick über Lake Taupo, dem größten See Neuseelands (und seinerseits ein See der durch eine der größten Vulkaneruptionen der Historie entstanden ist) und der den See umgebenden Landschaft hat. 
Das ist auch die Aussicht, welche einen bei dem Abstieg begleitet, der sich noch einige Zeit durch alpines Gebiet schlängelt, bis er in einem Wald endet. Auf dem Abstieg kann man immer mal wieder stehen bleiben und auf die rauchenden Vulkane zurückblicken, welche überall um das Crossing angesiedelt sind. Einer dieser Vulkane war sogar ein paar Wochen vorher ausgebrochen und stoß immer noch Schwefelwolken aus. 
Das Crossing war wunderschön und ist meiner Meinung nach ein absolutes Must-Do für alle die Neuseeland besuchen, seien es Backpacker oder "normale" Touristen. Die Landschaft war atemberaubend und ich denke, dass sie für jeden Stadtmenschen absolut genial ist, aber auch für in den Bergen aufgewachsene bringt sie aufgrund der aktiven Vulkane jede Menge neue Anblicke mit sich, die mehr als lohnenswert sind. 
Hierbei möchte ich alle, die sich an Maorikultur interessieren die Legende um Tongariro und Taranaki ans Herz legen, welche während unseren Wanderung auf beiden Bergen unser ständiger Wegbegleiter war und unglaublich interessant ist. 
Einen kleinen Fakt möchte ich zum Schluss noch los werden; vor der Ostküste Neuseelands befindet sich eine aktive Vulkaninsel die sich White Island nennt. Sollte dieser erhöhte geothermale Aktivitäten zeigen, so kann sowohl im Tongariro Nationalpark, als auch am Mount Taranaki eine erhöhte geothermale Aktivität gemessen werden. Das liegt daran, dass diese Gebiete tief unter der Erdoberfläche mit einander verbunden sind, und das obwohl es von Mount Taranaki bis zu White Island eine Entfernung ist, welche sich von der Westküste bis zur Ostküste streckt, und das an der breitesten Stelle der Neuseeländischen Nordinsel! 

Nach dem Crossing ging es für Pia und mich mit einem Bus zurück nach Wellington in meine Flat, mein zweites Zuhause am anderen Ende der Welt. Dort angekommen war erstmal etwas Entspannung angesagt. 

Wie bereits erwähnt ging es nach den etwas anstrengenderen Tagen langsam wieder zurück in etwas ruhigere, entspannendere Sphären. Pia und ich fuhren, nachdem wir uns von Jonah getrennt hatten mit einem Fernbus nach Wellington und kamen dort am 24.12 gegen 5.30 Uhr Abends an. Wir sind zurück in die Flat, waren mit meinen Flatmates einkaufen und haben ein Weihnachtsfest gefeiert, das anders, aber garantiert auch unvergesslich war. Draußen waren es rund 20 Grad, was irgendwie doch ein starker Kontrast zu den eher kühlen Weihnachtstemperaturen in Deutschland ist, schließlich war es in Neuseeland ja grade dabei Sommer zu werden. Nach guter alten europäischen Manier gab es bei uns ein Geflügel aus dem Ofen, leider wurde es jedoch nicht die allseits beliebte Weihnachtsgans, für uns musste das preislich günstigere Weihnachtshuhn hinhalten, welches aber trotzdem echt lecker war. Ich hatte aber auch das Glück in Wellington mit einer französischen Köchin zusammen in einer Wohnung zu leben und ja, das Essen was sie gekocht hat, war so gut wie es sich anhört. Es gab also ein Weihnachtshuhn, geröstetes Gemüse aus dem Ofen, Knödel und eine Pilzrahmsoße. Ich denke für einen Backpacker ist das ein überaus gelungenes Weihnachtsessen! Zu diesem Zeitpunkt war ich unglaublich Glücklich Pia bei mir zu haben, da ich denke, dass Weihnachten komplett ohne jeglichen Heimatsbesuch doch eher schwierig geworden wäre! 
Alles in allem kann ich aber sagen, dass es ein schönes Weihnachten war, auch wenn es völlig anders als gewöhnt war. Trotzdem freue ich mich darauf nächstes Weihnachten wieder zu Hause in gewohnter Umgebung zu feiern und jeglichen Weihnachtskram zu genießen. Weihnachten in Wellington wird jedoch garantiert in Erinnerung bleiben, und aufgrund des Weihnachtsbaums den wir auf Mount Victoria gefällt haben (der Stadtberg von Wellington) und der Dekoration die in der Wohnung vorhanden war, kam sogar etwas Weihnachtsstimmung auf. 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen